Flächeninanspruchnahme und Flächenversiegelung in Österreich 2022

Die Staatsfläche Österreichs umfasst 83.883 Quadratkilometer. Donald Trump bezeichnete die Österreicher einmal als „Waldmenschen“. Wahrscheinlich kam er zu diesem Schluss, weil 46 Prozent der Staatsfläche mit Wäldern (inkl. Forststraßen und Krummholzflächen) bedeckt sind. In Kärnten sind es sogar 56 Prozent, in der Steiermark sechzig Prozent. Vergleichsweise spärlich bewaldet sind Wien (20 Prozent), das Burgenland (32 Prozent) und Vorarlberg (36 Prozent). Im Westen dominieren hingegen die Alpen. Das Gebirge nimmt in Tirol 47 Prozent der Landesfläche ein, in Vorarlberg 39 und in Salzburg 38 Prozent. Zwar kann man auch Kärnten und die Steiermark mit 1.815 bzw. 1.747 Quadratkilometern Alpenfläche zweifelsfrei zu den „Alpenländern“ zählen (zumal diese größer sind als in Vorarlberg mit 1.006 Quadratkilometer), anteilsmäßig umfassen die Alpen jedoch nur 19 Prozent bzw. elf Prozent der Landesfläche. Denn abgesehen vom Wald, verfügt der Süden Österreichs auch über erhebliche landwirtschaftliche Flächen. In Kärnten werden 18 Prozent der Landesfläche, in der Steiermark 22 Prozent als Äcker, Wiesen und Weiden oder für die Bewirtschaftung mit Dauerkulturen genutzt. Insgesamt machen landwirtschaftliche Flächen 29 Prozent der österreichischen Staatsfläche aus. Drei Viertel davon entfallen alleine auf drei Bundesländer: Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark. In Niederösterreich werden 48 Prozent der Landesfläche von der Landwirtschaft (ohne Forstwirtschaft) genutzt, in Oberösterreich 45 Prozent. Den höchsten Anteil landwirtschaftlicher Flächen gibt es allerdings im Burgenland. Hier ist jeder zweite Quadratkilometer Agrarland.

Flächennutzung 2022 in km²

Flächenarten Österreich BGLD KTN NOE OOE SLBG STKM TIR VLBG WIEN
Gebäudeflächen13.358 211 291 913 652 185 610 221 117 159
Verkehrsflächen22.081 157 210 633 361 101 359 148 51 62
Freizeitflächen 250 19 19 66 40 20 33 20 8 26
Abbauflächen3143 10 10 53 22 8 28 9 2 1
Landwirtschaftl. Flächen424.473 1.983 1.675 9.290 5.420 986 3.660 996 400 62
Wälder538.292 1.285 5.330 7.855 4.785 3.034 9.806 5.167 946 84
Gewässer61.540 301 187 279 270 110 157 145 72 19
Alpen713.746 1 1.815 92 432 2.710 1.747 5.943 1.006 0
Fläche total 83.883 3.965 9.537 19.180 11.983 7.154 16.400 12.648 2.602 415
Dauersiedlungsraum 32.584 2.485 2.455 11.616 6.842 1.496 5.230 1.573 567 321
DSR in % 38,8 62,7 25,7 60,6 57,1 20,9 31,9 12,4 21,8 77,3

Quelle: BEV

Legende:
1Gebäudeflächen, Gärten, Betriebsflächen, Friedhöfe
2Straßen- und Schienenverkehrsanlagen, Parkplätze
3inkl. Halden und Deponien
4Äcker, Wiesen, Weiden, Dauerkulturen
5ink. Forststraßen, Krummholzflächen und verbuschte Flächen
6inkl. Feuchtgebiete
7inkl. Gletscher, Ödland + Rundungsdifferenzen

Im Jahr 2022 werden in Österreich insgesamt 5.833 Quadratkilometer für Gebäude-, Verkehrs-, Freizeit- und Abbauflächen genutzt. Der Anteil der Flächeninanspruchnahme beträgt somit sieben Prozent der Staatsfläche. Etwas höher ist der Anteil im Burgenland mit zehn Prozent sowie in Nieder- und Oberösterreich mit neun Prozent. In Wien liegt der Anteil bei 60 Prozent. Eine geringere Flächeninanspruchnahme als im Bundesdurchschnitt, gibt es in Kärnten und der Steiermark (6 Prozent) sowie in Salzburg (4 Prozent) und Tirol (3 Prozent). Etwa 58 Prozent der österreichweit beanspruchten Flächen entfallen auf Bauflächen (Gebäudeflächen, Gebäudenebenflächen, Gärten, Friedhöfe), 36 Prozent auf Verkehrsflächen (Straßen- und Schienenverkehrsanlagen, Parkplätze) und der Rest auf Freizeit- und Abbauflächen (inkl. Halden und Deponien).

Die Flächeninanspruchnahme ist allerdings nicht gleichzusetzen mit der versiegelten Fläche. Denn als versiegelt gelten Böden nur dann, wenn sie mit einer wasserundurchlässigen Schicht abgedeckt sind. In der Praxis werden daher nur überbaute, zubetonierte oder asphaltierte Flächen gezählt (Methodik siehe Legende Datenbankabfrage). Aktuell sind das österreichweit insgesamt 2.411 Quadratkilometer oder 41 Prozent der beanspruchten Flächen. Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte der Gebäude-, Verkehrs-, Freizeit- und Abbauflächen nicht versiegelt sind. „Auf 59 Prozent dieser Fläche gibt es proaktive Böden“, wie das Umweltbundesamt in einer Analyse feststellt. Interessanterweise weichen die Länderergebnisse nur relativ geringfügig von diesen Werten ab. Tendenziell höher ist der Versiegelungsgrad in Salzburg (45 Prozent), Wien (44 Prozent), Tirol und Oberösterreich (beide 43 Prozent) sowie in Niederösterreich (42 Prozent). Anteilsmäßig weniger versiegelte Flächen gibt es im Burgenland (38 Prozent) und in Kärnten (39 Prozent).

Folglich sind im Jahr 2022 – bezogen auf die österreichische Staatsfläche – 2,9 Prozent der Böden tatsächlich versiegelt. Den geringsten Versiegelungsgrad gibt es in Tirol mit 1,4 Prozent, den höchsten erwartungsgemäß in Wien mit 26,5 Prozent. In Salzburg, Kärnten, Vorarlberg und der Steiermark sind zwischen zwei und drei Prozent der Landesfläche versiegelt, im Burgenland, Niederösterreich und Oberösterreich knapp vier Prozent aller Böden. Ob Österreich daher Europameister im Flächenverbrauch ist – wie immer wieder behauptet wird – ist daher fraglich. So beträgt etwa in Deutschland der Versiegelungsgrad 6,4 Prozent des Bundesgebiets, in Berlin sind es 34,7 Prozent der Landesfläche.

Flächeninanspruchnahme und Flächenversiegelung 2022

Flächen in km² Österreich BGLD KTN NOE OOE SLBG STKM TIR VLBG WIEN
Flächeninanspruchnahme 5.833 396 530 1.664 1.075 314 1.029 398 178 249
Flächenversiegelung 2.411 151 208 692 460 141 406 172 72 110
Versiegelungsgrad in % 41 38 39 42 43 45 39 43 41 44
Flächeninanspruchnahme und Flächenversiegelung bezogen auf die Staatsfläche in Prozent
Flächeninanspruchnahme 7,0 10,0 5,6 8,7 9,0 4,4 6,3 3,1 6,8 59,9
Flächenversiegelung 2,9 3,8 2,2 3,6 3,8 2,0 2,5 1,4 2,8 26,5
Flächeninanspruchnahme und Flächenversiegelung bezogen auf den Dauersiedlungsraum (DSR) in Prozent
Flächeninanspruchnahme 17,9 15,9 21,6 14,3 15,7 21,0 19,7 25,3 31,4 77,6
Flächenversiegelung 7,4 6,1 8,5 6,0 6,7 9,4 7,8 10,9 12,7 34,3

Quelle: BEV, KFP auf Basis der Versiegelungskoeffizienten der UBA

Fairerweise muss allerdings eingeräumt werden, dass weite Teile Österreichs nicht besiedelt werden können. Zum einen aus topographischen Gründen (Alpen, Gewässer). Zum anderen wegen des vergleichsweise hohen Waldbestands. Aus diesem Grund wird für Österreich auch ein Dauersiedlungsraum (DSR) ermittelt. Als DSR bezeichnet man jenen potentiell besiedelbaren Raum, in welchem der Mensch lebt, arbeitet, seine Naturgrundlagen bewirtschaftet und sich erholt. Es handelt sich dabei also um jenen Fläche, die nach Abzug von Wald, alpinem Grünland, Ödland und Gewässer übrig bleibt. Der Dauersiedlungsraum wird von Statistik Austria ermittelt und umfasst zurzeit 32.584 Quadratkilometer. Das sind 39 Prozent der österreichischen Staatsfläche. Auf Länderebene divergieren die Anteile jedoch massiv. Während in Wien 77 Prozent der Landesfläche dem DSR zugeordnet werden und in Oberösterreich, Niederösterreich und im Burgenland zwischen 57 und 63 Prozent, sind es in Salzburg und Vorarlberg lediglich rund 20 Prozent und in Tirol gerade einmal zwölf Prozent. Im österreichischen Durchschnitt entfallen drei Viertel des DSR auf landwirtschaftliche Flächen, weitere sieben Prozent auf Krummholzflächen bzw. verbuschte Flächen. Demzufolge werden 18 Prozent des DSR für Gebäude-, Verkehrs-, Freizeit- und Abbauflächen genutzt. Signifikant höher ist die prozentuelle Flächeninanspruchnahme – bezogen auf den DSR – in Wien (78 Prozent), aber auch in Vorarlberg (31 Prozent), Tirol (25 Prozent) und Kärnten (22 Prozent). Am geringsten ist sie in Niederösterreich mit 14 Prozent. Und nimmt man den Dauersiedlungsraum als Basis für die Berechnung des Versiegelungsgrades, liegt dieser im Bundesdurchschnitt bei 7,4 Prozent. In Wien sind rund 34 Prozent des DSR überbaut, zubetoniert oder asphaltiert, in Vorarlberg etwa 13 Prozent, in Tirol elf Prozent, in Salzburg und Kärnten neun Prozent, in der Steiermark acht Prozent und in den übrigen Bundesländern sechs bis weniger als sieben Prozent. Ob in Anbetracht dieser Zahlen, Forderungen nach Einschränkung der Flächenneuinanspruchnahme gerechtfertigt sind, sollte jeder für sich selbst beurteilen.  

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